Piktogramm Mann Frau Divers in unterschiedlichen Farben

WIGEV veröffentlicht Empfehlungen zur gendersensiblen und diversitätsinklusiven Sprache

Der Gebrauch von gendersensibler und diversitätsinklusiver Sprache ist im Wiener Gesundheitsverbund von zentraler Bedeutung. Zeynep Arslan, Gender- und Diversitätsbeauftragte des Wiener Gesundheitsverbundes, hat im folgenden Interview die wichtigsten Punkte zusammengefasst und Tipps zur richtigen Verwendung der gendersensiblen und diversitätsinklusiven Sprache gegeben.

Warum ist gender- und geschlechtergerechte Sprache wichtig?
Gegenwärtig sind über 70 Geschlechtsidentitäten bekannt, die oft in sich mehrere Verschiedenheiten aufweisen können. Der Gebrauch von gender- und geschlechtergerechter –  also inklusiver – Sprache macht diese Vielfalt unserer Gesellschaft sichtbar und spricht alle gleichermaßen an. Wird die inklusive Sprache bewusst und konsequent angewendet, entwickelt sich mit der Zeit ein inklusives Denken.

 

Was bedeutet das für den Wiener Gesundheitsverbund?
Die inklusive Sprache unterstützt nicht nur den reflektierten und zeitgemäßen Unternehmensauftritt nach außen, indem potenzielle neue Mitarbeiter*innen oder Auszubildende gleichermaßen angesprochen und adressiert werden. Zum Beispiel haben Forschungen ergeben, dass sich Männer* eher vorstellen können in Frauen*-dominierten Berufsfeldern zu arbeiten, wenn diese in gendersensiblen Beschreibungen vorgestellt werden. Ebenso fühlen sich Menschen mit Migrationsbiographie eher mit einer diversitätssensiblen Sprache angesprochen.

Die richtige Anwendung trägt ebenfalls zum Abbau von potentiellen Konflikten bei und fördert auch in Richtung Patient*innen, Bewohner*innen und Angehörige ein wertschätzendes, sensibilisiertes Miteinander in unserem Berufsalltag.

 

Wie verwende ich gendersensible Sprache?
Wie in der Stadt Wien wird auch im Wiener Gesundheitsverbund der Genderstern* verwendet. Für die Anwendung des Gendersterns gibt es keine Rechtschreib- oder Grammatik-Regeln. Wichtig ist jedoch, dass die Sprache verständlich bleibt. Deshalb kann in Einzelfällen als Alternative zum Genderstern eine neutrale Form (z.B. Teilnehmende statt Teilnehmer*innen) verwendet werden.

 

Doppelpunkt statt Genderstern?
Dass der Doppelpunkt barrierefrei ist, ist laut Deutschem Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) ein Mythos. Denn sehbehinderten Menschen, die auf einen Screenreader angewiesen sind, erschwert der Genderdoppelpunkt die Lesbarkeit eines Textes. Da die Software automatisch eine längere Pause beim Lesen des Doppelpunkts einlegt, lässt Betroffene glauben, dass nach dem Doppelpunkt eine Erklärung zum bestimmen Thema kommt. Im Gegensatz dazu wird der Genderstern von Screenreadern als kurze Leerzeichenpause vorgelesen. Deshalb gilt der Genderstern bei entsprechenden Einrichtungen als am „barrierefreiesten“. Dieser Annahme folgt auch der Wiener Gesundheitsverbund.

 

Ist die Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“ oder „Sehr geehrte intergeschlechtliche Menschen“ richtig?
Beide Anreden sind nicht im Sinne einer gendersensiblen und diversitätsinklusiven Sprache. Einerseits spiegelt die Anrede „Damen und Herren“ ein veraltetes, heteronormatives Gesellschafts- und Geschlechterbild wider, in denen „Frauen“ schlicht hinter den Herd gedrängt sowie gesellschaftlich als Ergänzung des „Herren“ positioniert wurden. Die Anführung von intergeschlechtlichen Menschen in der Anrede ist ebenfalls nicht inklusiv und stereotypisierend. Genaue Empfehlungen für eine inklusive Anrede finden Sie hier.

 

Wo bekomme ich weitere Hilfe oder Informationen?
Zusätzlich zum Leitfaden für geschlechtergerechtes Formulieren und diskriminierungsfreie Bildsprache der Stadt Wien können Mitarbeiter*innen im Wiener Gesundheitsverbund Online-Schulungen besuchen.

Für Feedback, Anregungen und weiteren Input steht das Gender- und Diversitätsmanagement des Wiener Gesundheitsverbunds zur Verfügung: zeynep.arslan@gesundheitsverbund.at

 

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