Kinderärztin untersucht Kind

MIS-C-Erkrankung nach Covid-19: „Kinder erkranken schwer, aber sehr selten“

Fieber, Mattheit, Bauchschmerzen – die Symptome können einer Blinddarmentzündung ähneln. Im Frühjahr 2020 gaben sie den KinderärztInnen Rätsel auf. Nun weiß man: MIS-C ist eine überschießende Reaktion des Immunsystems, die 2 bis 4 Wochen nach einer Corona-Infektion auftreten kann. Bleibt die Erkrankung unerkannt, droht Organversagen.
Von rund 50 MIS-C Fällen in Österreich wurden 12 in der Klinik Donaustadt behandelt. Dr. Herbert Kurz, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, verfolgt das Syndrom seit der ersten Stunde. Fallberichte aller MIS-C-PatientInnen werden von ihm und weiteren ExpertInnen im Wiener Gesundheitsverbund dokumentiert, gesammelt und genau studiert. Kurz beruhigt: „Die Kinder erkranken schwer, aber zum Glück sehr selten.“

Alarmsignal: Hohes Fieber und starkes Krankheitsgefühl
Was die kleinen PatientInnen gemeinsam haben: Ihnen geht es sehr schlecht, wenn sie in die Klinik kommen. Die zentralen Symptome sind hohes Fieber und ein starkes Krankheitsgefühl. Dazu kommen oft Bauchschmerzen. Nach und nach sind verschiedene Organsysteme betroffen. Das können die Augen sein, das Herz oder auch die Haut.

Ursache unklar
Aus den USA gibt es Schätzungen, dass 2 von 100.000 Corona-infizierten Kindern an MIS-C erkranken. Wie schwer sie zuvor an Covid-19 gelitten haben, spielt keine Rolle, erklärt Kurz: „Oft ist nicht einmal bekannt, dass die Kinder überhaupt mit dem Corona-Virus infiziert waren.“ Auch die Ursache sei noch unklar: „Wir wissen nicht, wer MIS-C bekommen wird und wer nicht. Wir wissen aber, wie wir die Kinder behandeln müssen.“

Gute Heilungschancen
Fast alle müssen auf der Intensivstation versorgt werden, so Kurz. Dort bekommen sie Unterstützung für Atmung und Herz. Außerdem werden sie mit Immunglobulinen, Kortison und Aspirin behandelt. Durchschnittlich verbringen sie 2 bis 3 Wochen in der Klinik. Die Eltern dürfen rund um die Uhr bei ihnen sein.
Die Prognose? Bisher gut, berichtet Herbert Kurz: „Wir haben alle MIS-C-PatientInnen entlassen können. Ihnen geht es gut, sie haben bislang keine Spätfolgen gezeigt.“

Ärztlichen Rat suchen – auch in der Pandemie
MIS-C ist sehr selten, kann er Eltern beruhigen, die nach Medienberichten aus den USA oder Großbritannien in Sorge sind. Dennoch mahnt der Experte zur Vorsicht: Bei länger bestehendem, hohem Fieber und schlechtem Allgemeinzustand ist ein Besuch beim Arzt wichtig: „Diese Symptome sind immer Anzeichen einer schweren Erkrankung. Wenn Ihr Kind hoch fiebert und sich sehr schlecht fühlt, sollten Sie nicht zögern und ärztlichen Rat einholen. Die KinderärztInnen und die Ambulanzen in den Kliniken haben auch in der Pandemie geöffnet!“