Stephan Simek

„Im Mittelpunkt muss immer der Mensch stehen.“

Interview mit Stephan Simek, Behindertenvertrauensperson im AKH Wien

Stephan Simek ist Behindertenvertrauensperson im AKH Wien. An ihn können sich Mitarbeiter*innen mit Behinderungen wenden. Warum seine Rolle so wichtig ist? Noch immer ist der Alltag für sehr viele Menschen nicht barrierefrei. Diese Benachteiligungen aufzuzeigen, zu verhindern und zu beseitigen, ist ein Ziel des Wiener Gesundheitsverbundes. Eine Behinderung kann jedem Menschen im Laufe seines Lebens passieren. Stephan Simek weiß: Ein konstruktives Arbeitsumfeld schaffen wir nur mit gegenseitiger Fürsorge und Solidarität. Dabei muss im Mittelpunkt der Mensch mit seiner individuellen Vielfalt stehen.

Sie sind Behindertenvertrauensperson. Was bedeutet das? Was ist Ihr Auftrag?

Diese Funktion ist ein gewähltes Ehrenamt. Als Behindertenvertrauensperson kümmere ich mich um die Anliegen der Kolleg*innen, die zum Kreis der begünstigt Behinderten gehören. Mein Auftrag ist es dafür zu sorgen, Benachteiligungen aufzuzeigen, zu verhindern und sie zu beseitigen.

Mit welchen Anliegen wenden sich Menschen an Sie?

Die Anfragen sind sehr vielfältig. Von Rechtsauskünften, über Fragen zu behindertengerechten Arbeitsplätzen, bis hin zu Informationen zum Steuerrecht oder kulturellen Angeboten ist alles dabei.

Welchen Hürden begegnen Menschen mit Behinderungen im Wiener Gesundheitsverbund?

Es gibt bauliche Hürden – dies gilt auch für Patient*innen. Aber auch das Verständnis und das Miteinander stellen von Zeit zu Zeit Hürden dar. Adäquate Arbeitsplätze für die Vielzahl an Beeinträchtigungen zu schaffen, ist unser Ziel.

Wie schaffen Sie diese Hürden beiseite?

Mit Bewusstseinsbildung und stetigem Aufzeigen von Problemstellungen. Im Mittelpunkt muss immer der Mensch stehen. Keine Person ist wie die andere, so muss man auch bei Beeinträchtigungen immer das Individuum sehen und darf nicht miteinander vergleichen.

Aus Ihrer Sicht – wo steht die Gleichbehandlung im Wiener Gesundheitsverbund?

Auf jedem Fall müssen Tätigkeitsfelder für Kolleg*innen geschaffen werden, die während ihres Berufslebens erkranken. Sehr gut läuft in den meisten Fällen die Wiedereingliederung. Oft erkranken Mitarbeiter*innen von einem Tag auf den anderen. Nach einem längeren Krankenstand mit erfolgreicher Behandlung – etwa bei Krebs oder einer psychischen Erkrankung – ist ein langsamer Wiedereinstieg unumgänglich. Die meisten Kolleg*innen die zum Kreis der begünstigt Behinderten gehören verrichten ganz normal ihren Dienst ohne Einschränkung! Jede und jeder für sich ist eine Erfolgsgeschichte. Selbstverständlich haben wir auch Mitarbeiter*innen, die mehr als andere eine Fürsorge benötigen.

Wie sieht Ihre Zukunftsvision aus?

Oftmals kommen Behinderungen erst im Alter. Hier müssen Inklusion und alternsgerechtes Arbeiten Hand in Hand gehen. Das Schlimmste ist, Menschen sagen zu müssen, dass man keine Arbeit für sie hat. Ich wünsche mir, dass wir allen die Möglichkeit geben, am Arbeitsmarkt möglichst lange teilzuhaben, dadurch aber keine Belastung anderer entsteht. Ebenso müssen psychische Erkrankungen mehr denn je als ernsthaft angesehen werden.