Mag. Dr. MA, Zeynep Arslan

Gegen jede Form von Gewalt im Gesundheitswesen

Fortbildungsreihe „Gewalt macht krank“

Kliniken sind häufig die 1. Anlaufstelle für Betroffene von Gewalt. Deswegen schulen wir im Wiener Gesundheitsverbund alle Mitarbeiter*innen bestmöglich im Umgang mit Gewaltbetroffenen. Die Fortbildungsreihe „Gewalt macht krank“ wurde in diesem Jahr neu überarbeitet. Zeynep Arslan, Gender- und Diversitätsbeauftragte für den Wiener Gesundheitsverbund, berichtet über den Neustart, wichtige Themen und wie es 2023 weitergehen wird.

Was ist die Fortbildungsreihe und an wen richtet sie sich?

„Gewalt macht krank“ richtet sich an alle Mitarbeiter*innen, die Patient*innen-Kontakt haben und in ihrer täglichen Arbeit auf von Gewalt betroffene Menschen stoßen. Denn es gibt unterschiedliche Formen von Gewalt und nicht immer können wir sie gleich erkennen. Es ist wichtig, dass wir das Klinik-Personal berufsgruppenübergreifend – von der Reinigungskraft bis hin zu den Hausarbeiter*innen und Ärzt*innen – für das Thema sensibilisieren.

Wann wurde die Fortbildungsreihe ins Leben gerufen und warum?

Die Fortbildungsreihe gibt es bereits seit mehreren Jahren. 2022 wurde sie neu-konzeptualisiert. Ihr Ziel ist es, das Thema Gewalt in allen Facetten und breitenwirksam bei den Mitarbeiter*innen anzusprechen und auch in Richtung der Mitarbeiter*innen selbst stärker zu betonen.

Was gibt es für Beispiele?

Gewalt passiert nicht nur von Patient*innen gegenüber Mitarbeiter*innen, sondern auch umgekehrt und unter den Mitarbeiter*innen selbst. In einer Unternehmung mit rund 30.000 Mitarbeiter*innen braucht es den sensibilisierten Blick, um nicht nur körperliche Übergriffe, sondern auch sexistischen oder rassistischen Sprachgebrauch im Berufsalltag als Gewalt zuordnen zu können. Äußerungen wie z.B. „Reg‘ dich nicht auf, der*die ist immer so“ bagatellisieren und zementieren Formen struktureller Gewalt. Die Fortbildungsreihe leistet einen wichtigen Beitrag für Bewusstseinsbildung.

Wie war die „1. Runde“? Wie viele Teilnehmer*innen gab es? Was waren Rückmeldungen?

Mit 200 Teilnehmer*innen war die 1. Runde ein voller Erfolg. Wir hatten sehr kompetente Vortragende mit spezifischen Inhalten zu Cybermobbing, Gewalt gegen Menschen mit Intellektueller Beeinträchtigung oder Menschen mit Behinderung(en) sowie Gewalt gegen pflegebedürftige Menschen und Kinder. Die Vortragenden haben  praxisnahe Inhalte vermittelt und agierten interaktiv, sodass Diskussionsrunden möglich gewesen sind. Wir haben Feedbackbögen erstellt und können nachweislich mitteilen, dass alle Teilnehmer*innen die Fortbildung für ihre Jobs sehr nützlich und wichtig empfanden und sie diese ihren Kolleg*innen weiterempfehlen werden.

Was für ein Fazit ziehen wir und wie machen wir weiter?

Die Fortbildungsreihe wird 2023 fortgesetzt. Die neu-konzeptualisierte Form bietet ein standardisiertes Basismodul an, die mittels virtueller Ausführung noch eine größere Teilnahme ermöglicht. Die beiden Aufbaumodule richten sich in der inhaltlichen Auslegung nach dem festgelegten Themenschwerpunkt und Inhalten. 2023 sensibilisieren Mitarbeiter*innen für Gewalt-Situationen, denen sie selbst ausgesetzt sind. Strukturelle und institutionelle Gewalt-Formen in Hierarchien, Mobbing, Bossing, Gaslighting und Belästigung sind nur wenige Beispiele dafür.