Das Opfer trägt niemals Schuld
Die Opferschutzgruppe der Klinik Landstraße stellt sich vor
Gewalt ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Immer geht es um Macht und Unterdrückung. „Die Opferschutzgruppe ist für all diejenigen da, die Gewalt erleiden und Unterstützung brauchen“, erklärt Dr.in Brigit Anker, Gynäkologin in der Klinik Landstraße und Leiterin der Opferschutzgruppe. Das multiprofessionelle Team kümmert sich pflegerisch, medizinisch und psychologisch um Patient*innen mit Gewalterfahrung.
4 Formen der Gewalt
„Gewalt kennt viele Formen – körperliche, seelische, sexualisierte ebenso wie soziale oder ökonomische Gewalt“, erläutert Sanja Djordjevic klinische Psychologin und stellvertretende Leitung der Opferschutzgruppe in der Klinik Landstraße. Nicht immer aber ist Gewalt auf den ersten Blick deutlich sicht- und erkennbar. Besonderes Augenmerk legt das Opferschutz-Team deshalb auf Patient*innen mit unerklärlichen Verletzungen.
Die meisten Gewaltbetroffenen sind Frauen
In fast 90% der Fälle sind die Täter männlich, so der aktuelle Tätigkeitsbericht der Interventionsstelle gegen Gewalt. Über 80% der Gewaltbetroffenen sind weiblich. Oftmals geben sich Frauen selbst die Schuld an der Tat. „Uns ist es deshalb wichtig zu betonen, dass das Opfer niemals Schuld trägt“, erklärt Dr.in Sophie Okresek von der Gynäkologischen Abteilung in der Klinik Landstraße und Mitglied der Opferschutzgruppe. Jeden Monat versorgt die Abteilung rund 6 von gewaltbetroffene Frauen.
DNA-Spuren: Wettlauf gegen die Zeit
„In der Gynäkologie behandeln wir unsere Patienten*innen, dokumentieren gynäkologische Verletzungen, nehmen Abstriche ab und sichern DNA-Spuren für mögliche spätere Gerichtsverfahren“, erläutert die Leiterin der Opferschutzgruppe. Besonderes Augenmerk legen die Gynäkologinnen unter anderem auf Patient*innen mit unerklärlichen Verletzungen –fragen aktiv nach den Ursachen. Bei der Spurensicherung selber spielt der Faktor Zeit eine entscheidende Rolle. „Je schneller die Patient*innen zu uns kommen, desto besser gelingt es uns DNA-Spuren zu sichern“, weiß Anker. „Deshalb ermutigen wir alle Frauen auch, ihre zur Tatzeit getragene Kleidung ungewaschen mitzubringen. Das gilt auch für Slipeinlagen oder Tampons. Das alles hilft uns Spuren zu finden“, ergänzt Okresek.
Wer Gewalt ausübt muss gehen
Nicht selten stehen Opfer ökonomischer Gewalt finanziell vor dem Nichts. Auch hier unterstützt die Opferschutzgruppe. Vermittelt wichtige Kontakte und bietet ein psychologisches Entlastungsgespräch sowie Sozialarbeit an. „Wir beraten immer mit dem Einverständnis unserer Patient*innen und nie gegen ihren Willen“, betont Djordjevic. „Das ist uns sehr wichtig“. Auch eine Anzeige bei der Polizei ist nur mit dem Einverständnis der Patient*innen möglich. Djordjevic rät Gewaltbetroffenen grundsätzlich die Polizei zu rufen, um wichtige Schutz-Maßnahmen zu setzen. „Dazu gehören ein Betretungs- und Annäherungsverbot ebenso wie eine einstweilige Verfügung. Nach dieser kann die Polizei Gefährder*innen den Zutritt zur gemeinsamen Wohnung verbieten. Egal auf wen die Wohnung gemeldet ist“.
Klinik als geschützter Raum
Die Angebote der Opferschutzgruppe sind freiwillig und gelten für alle Patient*innen. „Wichtig ist, dass die Menschen wissen, dass es uns gibt und dass wir jederzeit für sie da sind“, fasst die Leiterin der Opferschutzgruppe zusammen.