Weltrheumatag

Rheuma: Mehr als nur Gelenkschmerzen

Rheuma ist eine Volkskrankheit, die in Österreich etwa 25 % der Bevölkerung betrifft. Bei den über 55-Jährigen sind es sogar 40 %. Gelenksbeschwerden sind dabei nur ein Aspekt, denn Rheuma ist nicht gleich Rheuma. Tatsächlich umfasst der Begriff über 100 verschiedene Krankheitsbilder mit ganz unterschiedlichen Symptomen und Verläufen.

Gerade entzündliche Formen des Rheumas können auch zu Begleiterkrankungen wie Herz-Kreislauf-Problemen, Osteoporose oder Depressionen führen. Umso wichtiger ist es, Rheuma rechtzeitig zu erkennen und richtig zu behandeln. Um die komplexen Verflechtungen zwischen Rheuma und Begleiterkrankungen optimal behandeln zu können, setzt der Wiener Gesundheitsverbund auf interdisziplinäre Zusammenarbeit.

„Da rheumatische Erkrankungen oft mehrere Organsysteme betreffen, ist eine enge Kooperation zwischen verschiedenen Fachrichtungen unabdingbar“, erklärt Dr.in Caroline Peter, Rheumatologin an der Klinik Hietzing im Wiener Gesundheitsverbund. In der 2. Medizinischen Abteilung der Klinik Hietzing finden regelmäßig interdisziplinäre Boards statt, in denen komplexe Fälle besprochen werden. Darüber hinaus arbeiten die Rheumatolog*innen eng mit klinischen Psycholog*innen sowie Ergo- und Physiotherapeut*innen zusammen, um sowohl die körperlichen als auch die psychischen Aspekte der Erkrankung zu behandeln. „Patient*innen haben die Möglichkeit, in Einzelterminen gezielte Therapien für ihre individuellen Bedürfnisse zu erhalten“, fügt Dr. Peter hinzu.

Im Interview spricht Dr.in Caroline Peter über die häufigsten Begleiterkrankungen, die Herausforderungen bei deren Behandlung und die Bedeutung der interdisziplinären Zusammenarbeit.

Sind Rheumapatient*innen einem erhöhten Risiko für Begleiterkrankungen ausgesetzt?

Rheumapatient*innen haben ein erhöhtes Risiko für verschiedene Begleiterkrankungen. Dazu gehören Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, Osteoporose und Depressionen.  Besonders bei entzündlichen Rheumaformen, wie der rheumatoiden Arthritis, ist das Risiko für Herz-Kreislauf-Probleme erhöht.  Die Entzündung, die den Rheumaformen zugrunde liegt, kann sich auf den ganzen Körper auswirken und beispielsweise auch den Knochenstoffwechsel stören und so zu Osteoporose führen.  Auch bestimmte Medikamente, wie das Kortison, die zur Rheumabehandlung eingesetzt werden, können das Osteoporoserisiko erhöhen.  Nebenwirkungen von Medikamenten und Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht spielen ebenfalls eine Rolle.

Sie haben Depressionen erwähnt, welche Rolle spielen psychische Erkrankungen bei Rheuma?

Eine große! Rheuma kann die Lebensqualität stark einschränken, das begünstigt Depressionen. Umgekehrt verlaufen Rheumaerkrankungen bei Patient*innen mit Depressionen oft schwerer. Rheumatoiden Arthritis -Patient*innen mit Depressionen berichten häufiger über stärkere Schmerzen, chronische Müdigkeit und größere Bewegungseinschränkungen. Zudem zeigt sich eine deutlich erhöhte Gesamtsterblichkeit – diese ist um 80 % höher als bei Patient*innen ohne Depressionen. Deshalb ist es wichtig, auch auf psychische Belastungen zu achten.

Welche besonderen Herausforderungen stellen sich bei der Behandlung?

Rheuma und seine Begleiterkrankungen erfordern eine ganzheitliche Betreuung. Wir arbeiten eng mit anderen Fachärzt*innen zusammen, zum Beispiel mit Lungenfachärzt*innen, Nephrolog*innen und Psychotherapeut*innen. Wichtig ist auch, die Patient*innen gut aufzuklären und in die Therapie einzubeziehen.

Welche Botschaft möchten Sie Betroffenen zum Welt-Rheumatag mitgeben?

Informieren Sie sich bei den behandelnden Rheumatolog*innen bezüglich Ihrem individuellen Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen. Trauen Sie sich auch psychische Belastungen in der rheumatologischen Ambulanz anzusprechen und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und Bewegung in Ihrem Alltag. Neben der medizinischen Versorgung spielen auch Lebensstilfaktoren eine zentrale Rolle. Eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und Stressmanagement tragen dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Besonders der Verzicht auf Rauchen kann einen erheblichen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leisten.

Quellen:

https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/koerper/rheuma/was-ist-das.html

Österreichischer Rheumatologie Report 2023