Psychische Erste Hilfe von Kolleg*innen bei traumatisierenden Ereignissen
Psychische Ersthelfer*innen erweitern Unterstützungsangebot für Mitarbeiter*innen in allen Kliniken
Wien, am 20. Mai 2025 – Ein schwerer Verkehrsunfall auf dem Weg zur Klinik – ein kleines Kind wird mit schwersten Verletzungen eingeliefert. Für Pflegeperson Selina, selbst Mutter eines Kindes im gleichen Alter, ist dies eine emotionale Ausnahmesituation. Während sie sich professionell um die medizinische Versorgung kümmert, spürt sie innerlich, wie sie an ihre Grenzen stößt. Die Bilder lassen sie nicht los, die Gedanken kreisen. In solchen Momenten ist schnelle Hilfe gefragt – nicht nur für Patient*innen, sondern auch für die Mitarbeiter*innen selbst.
„In solchen Momenten ist es entscheidend, dass schnelle, einfühlsame Hilfe zur Verfügung steht, die die emotionale Stabilität fördert und den Weg zurück in den Alltag ebnet. Unser Ziel ist es, den Mitarbeitenden zu zeigen, dass sie in schwierigen Momenten nicht alleine sind“, erklärt Mag.a Katharina Butschek, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle des Wiener Gesundheitsverbundes.
Kolleg*innen unterstützen Kolleg*innen
Selina erinnert sich an das neue Angebot der Psychischen Ersten Hilfe und kontaktiert eine Psychische Ersthelferin aus ihrem Team. Noch am selben Tag findet ein ruhiges, empathisches Gespräch statt – ohne Druck, ohne Formalitäten. Die Kollegin hört zu, stellt gezielte Fragen, hilft beim Sortieren der Gedanken. Gemeinsam packen sie den sogenannten „P.E.H.-Rucksack“ aus – eine kleine Aufmerksamkeit mit Snacks, Getränken und hilfreichen Informationen. Dieses Ritual bringt nicht nur Entlastung, sondern auch das Gefühl: Ich bin nicht allein. Selina geht gestärkt aus dem Gespräch, mit dem Wissen, dass sie in schwierigen Momenten auf die Unterstützung ihrer Kolleg*innen zählen kann.
Der Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV) startet mit der „Psychischen Ersten Hilfe“ (P.E.H.) ein innovatives Programm für seine Mitarbeiter*innen. Mitarbeitende aller Kliniken haben die Möglichkeit, sich zu psychischen Ersthelfer*innen ausbilden zu lassen, um in akuten Krisensituationen ihre Kolleg*innen schnell und wirksam zu begleiten und dabei zu unterstützen, psychische Akutbelastungen gut zu bewältigen.
Die Aufgaben der Psychischen Ersthelfer*innen
- Erreichbarkeit: Sofortige und unbürokratische Hilfe in Krisensituationen.
- Anonyme Unterstützung: Hilfestellung auf freiwilliger Basis ohne administrative Hürden.
- Gespräch mit den Betroffenen: Ein empathisches Entlastungsgespräch hilft, die emotionale Stabilität zu fördern und Orientierung zu geben.
- Aktivierung des sozialen Netzwerks: P.E.H. organisiert die Unterstützung durch Familie, Freunde oder Kolleg*innen zur unmittelbaren Stabilisierung.
- Informationsmaterial: Konkrete Hinweise zur Bewältigung der Krise und weiterführende Hilfsangebote.
- Dokumentation: Anonyme Erfassung der Interaktionen zur Evaluierung der Wirksamkeit und Verbesserung des Angebots.
Umfassende Unterstützung in Krisensituationen
Neben der Psychischen Ersten Hilfe durch Kolleg*innen stehen allen Mitarbeiter*innen des Wiener Gesundheitsverbundes in schwierigen Situationen weitere Stellen zur Verfügung:
- Psychologische Beratungsstelle: Bietet interne, niederschwellige professionelle Beratung durch klinische Psycholog*innen in belastenden und schwer zu bewältigenden Lebenskrisen für alle Mitarbeitenden – nach Terminvereinbarung.
- Krisen-Supervision: Zeitnahe Supervision nach Krisensituationen für Einzelpersonen oder Teams.