Behindertenvertrauenspersonen im WIGEV

Menschen mit Behinderung(en) im Wiener Gesundheitsverbund

Interview mit Susanne Torgler und Stephan Simek

​​​Im Wiener Gesundheitsverbund arbeiten rund 800 Mitarbeiter*innen, die zu den „begünstigen Behinderten“ zählen. Das bedeutet, dass ihnen aufgrund von Behinderungen Erleichterungen und Förderungen zustehen.

Die Behindertenvertrauenspersonen erfüllen im Wiener Gesundheitsverbund eine besondere Form der Personalvertretungsarbeit. Sie nehmen die Rechte der begünstigt behinderten Arbeitnehmer*innen wahr, begleiten, beraten und informieren bei relevanten Fragen und überwachen die Einhaltung der Bestimmungen des Behinderteneinstellungsgesetzes.

Wir haben den neuen Sprecher der Behindertenvertrauenspersonen Stephan Simek und die stellvertretende Sprecherin Susanne Torgler interviewt.

Wir haben knapp 800 Kolleg*innen, die „begünstigt behindert sind“. Was ist Ihr besonderes Anliegen als Sprecher der Behindertenvertrauenspersonen für diese Gruppe?

Stephan Simek: Diese Kolleg*innen leisten wie alle anderen Großes und Großartiges. Deshalb müssen sie dieselben Chancen, Aufstiegsmöglichkeiten und Voraussetzungen bekommen wie Kolleg*innen ohne Behinderungen.

Was ist Ihr Ziel in der Arbeit mit Frauen mit Behinderung(en)?

Susanne Torgler: Frauen haben im Gegensatz zu Männern oft eine Mehrfachbelastung. Neben dem Job gibt es da noch die Kindererziehung, Haushalt und oftmals die Pflege der Angehörigen zu bewältigen. Hier ist es mir ein großes Anliegen, die Belastungen durch die richtige Beratung und Vermittlung zu mildern. Ebenso haben Frauen oftmals mit Vorurteilen zu kämpfen, wie „So krank kannst du ja nicht sein, du schaust ja gut aus!“. Hier gilt es, Vorurteile abzubauen und auf die Vielzahl von Behinderungen hinzuweisen: Von chronischen Erkrankungen, die vielleicht nicht für jede*n sofort sichtbar sind, bis hin zu körperlichen Behinderungen. Gerade bei chronischen Erkrankungen braucht es ein radikales Umdenken in der Gesellschaft!

Jede Person kann im Laufe ihres Lebens in unterschiedlichen Weisen mit dem Thema näher tangiert sein, sei es als Angehörige*r, sei es als selbst Betroffene*r. Was ist Ihre Idee zum Zusammenleben und zusammenarbeiten mit Menschen mit unterschiedlichen Ausgangssituationen, Anliegen und Bedürfnissen?

Stephan Simek: Offen aufeinander zugehen, um Ängste und auch Vorurteile abzubauen, ist der erste Schritt. Als Behindertenvertrauensperson möchte ich Aufklärungsarbeit leisten und das gegenseitige Verständnis fördern. Nur so können wir für eine kompetente Beratung der Betroffenen und eine kontinuierliche Verbesserung in der Arbeitswelt sorgen. Ganz persönlich ist es mir zum Beispiel ein Anliegen, offen über meine Herzerkrankung zu sprechen. Denn nur so kann man auf die verschiedenen Facetten von Behinderungen aufmerksam machen.

Mir ist es wichtig, auf der einen Seite Aufklärungsarbeit zu leisten und Sichtbarkeit zu erzeugen und auf der anderen Seite, eine kompetente Beratung und das Engagement für eine kontinuierliche Verbesserung in der Arbeitswelt zu leisten.

Wie können sich Mitarbeiter*innen an die Behindertenvertrauenspersonen in Ihren Häusern richten?

Susanne Torgler: Die Behindertenvertrauenspersonen können selbstverständlich über die Büros der jeweiligen Personalvertretungen kontaktiert werden, beziehungsweise sind die Kontaktdaten in allen Häusern über das Intranet zu finden.

Hier möchte ich betonen: Auch wenn jemand noch nicht zu den begünstigt Behinderten gehört, aber durch eine Erkrankung oder einen Unfall stark eingeschränkt ist, sind wir eine wichtige Ansprechstelle.

Stephan Simek​ (l.) und Susanne Torgler

Stephan Simek​ (l.) und Susanne Torgler