Lungenkrebsfrüherkennung

Lungenkrebsfrüherkennung rettet Leben

CT-Scans der Lungen verbessern Überlebenschancen

Lungenkrebs ist die häufigste krebsbedingte Todesursache in Österreich und verursacht 21 % der Krebs-Todesfälle bei Männern und 18 % bei Frauen. Warum ist das so? Dieser Tumor verursacht oft lange Zeit keine Symptome und wird daher oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium erkannt. Nur rund 20% der Lungenkarzinome werden frühzeitig diagnostiziert, wenn sie noch gut behandelbar sind. Im Interview gibt uns Frau Prim.a Marie-Kathrin Breyer, Vorständin der Abteilung für Atemwegs- und Lungenkrankheiten der Klinik Penzing, spannende Einblicke in das Thema Lungenkrebsfrüherkennung.

Portraitfoto Marie Kathrin BreyerWarum wäre die Früherkennung von Lungenkrebs so wichtig?

Die frühzeitige Diagnose ist entscheidend, um die Überlebenschancen der Patient*innen zu erhöhen. Oft sind die Symptome am Anfang aber unspezifisch, weshalb regelmäßige Früherkennungsprogramme wichtig sind. Zu den Methoden des Früherkennungsprogramms gehören Niedrigdosis-CT-Scans der Lungen (low-dose-CT), die insbesondere bei Hochrisikopatient*innen empfohlen werden. Eine rechtzeitige Diagnose ermöglicht effektivere Behandlungsmöglichkeiten, oftmals ein chirurgisches Entfernen des Tumors und somit ein längeres Überleben. Auch andere Lungenerkrankungen könnten so frühzeitig erkannt und effizient behandelt werden.

Wer gehört zu den Hoch-Risikogruppen?

Die größten Risikogruppen stellen langjährige sowie auch ehemalige Raucher*innen dar. Darüber hinaus spielen die familiäre Vorgeschichte sowie der berufliche Kontakt mit krebserregenden Stoffen wie etwa Asbest oder Arsen eine bedeutende Rolle. Personen, die in Gebieten mit hoher Luftverschmutzung wohnen sowie Personen mit chronischen Lungenerkrankungen (COPD oder Fibrosen), sollten ebenso regelmäßig die Möglichkeit haben an einem Lungenkrebsfrüherkennungsprogramm teilzunehmen.

Wie genau sieht ein Lungenkrebsfrüherkennungsprogramm aus?

Die Früherkennung umfasst mehrere wichtige Komponenten, um die Diagnose und Behandlung von Lungenkrebs zu optimieren. Dazu gehören die Risikobewertung, Identifikation und Bewertung von Hochrisikopatient*innen. Diese sollten jährlich mittels eines Niedrigdosis-CT-Scans untersucht und darin geschult werden, auf frühe Symptome wie anhaltenden Husten oder Atemnot zu achten. Bei Auftreten solcher Symptome ist in jedem Fall eine medizinische Abklärung notwendig. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die Bewusstseinsbildung von Hochrisikopatient*innen. Denn: Die Früherkennung von Lungenkrebs kann Leben retten.

Wie kann der Erfolg solch eines Früherkennungsprogrammes sichergestellt werden?

In Aufklärungskampagnen müssen vor allem Risikopatient*innen für die Bedeutung der Lungenkrebsvorsorge sensibilisiert und zur Teilnahme an solchen Programmen motiviert werden. Im nächsten Schritt muss der Zugang zu den besten und modernsten Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten für betroffene Patient*innen sichergestellt werden. Auch die zuverlässige Erfassung und Analyse von Früherkennungsdaten, um die Effektivität des Programmes zu bewerten und kontinuierlich zu verbessern, ist hier ein Muss. Durch diese Elemente kann ein Lungenkrebsfrüherkennungsprogramm effektiv zur frühzeitigen Diagnose und besseren Behandlungsergebnissen beitragen.

Gibt es jetzt schon Lungenkrebsfrüherkennungsprogramme in Wien oder in Österreich?

Standardisierte Lungenkrebsfrüherkennungsprogramme gibt es derzeit leider noch nicht. Viele Patient*innen kommen aber bereits mit den Befunden von low dose CTs aus dem extramuralen, niedergelassenen Bereich zu uns in die Ambulanzen der pneumologischen Abteilungen innerhalb des Wiener Gesundheitsverbundes und lassen diese nochmals überprüfen.

Wann erfolgt im Normalfall eine Diagnose?

Derzeit werden mehr als ¾ der an Lungenkrebs erkrankten Personen erst in einem mittleren oder sogar fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Oft wird Lungenkrebs während routinemäßiger ärztlicher Untersuchungen oder durch bildgebende Verfahren entdeckt, die aus anderen Gründen durchgeführt werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Patient*innen Symptome wie anhaltenden Husten mit oder ohne Blut, Atemnot oder Gewichtsverlust aufweisen. Wird Lungenkrebs erst diagnostiziert, wenn bereits Symptome auftreten, verringert dies die Behandlungschancen erheblich.

Ihr Appell? Was würden Sie sich wünschen?

Ich würde mir für unsere Patient*innen wünschen, dass wir ein Lungenkrebsfrüherkennungsprogramm rasch in der täglichen Praxis umsetzen können. Nur so können wir eine rechtzeitige Diagnose sicherstellen und die mittlerweile sehr präzise und auf die einzelnen Patient*innen zugeschnittenen Behandlungsmöglichkeiten anwenden.  Dadurch ist im besten Fall sogar eine Heilung von Lungenkrebs oder zumindest ein qualitätsvolles Leben mit der Diagnose Lungenkrebs möglich.