Klinik Landstraße – 10 Jahre wegweisende Diabetes-Forschung
Klinische Studien ermöglichen Teilnehmer*innen Zugang zu innovativen Behandlungen
„In den letzten Jahren erleben wir eine Revolution in der Diabetesforschung“, weiß Bernhard Ludvik, Vorstand der 1. Medizinischen Abteilung mit Diabetologie, Endokrinologie und Nephrologie und Studienleiter am Karl Landsteiner Institut für Adipositas und Stoffwechselerkrankungen (KLI). Seit 2015 erforschen Ärzt*innen und Wissenschaftler*innen hier gemeinsam neuartige Behandlungsformen.
Diabetes zählt zu einer der weitverbreitetsten Krankheiten. Allein in Wien leben rund 200.000 Menschen mit Diabetes. Tendenz steigend. Und auch die Anzahl an Menschen mit Adipositas nimmt stark zu. Allein zwischen 2003 und 2018 ist die Anzahl von jungen Männern mit Adipositas in Österreich auf mehr als 10 Prozent gestiegen. Die gesundheitlichen Folgen sind eklatant: Zu spät entdeckt oder unzureichend therapiert, steigt unter anderem das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Immer ein Stück der Zeit voraus
Rund 40.000 Patient*innen-Kontakte hatte die 1. Medizinische Abteilung in Zusammenarbeit mit dem ausgelagerten Diabeteszentrum Wienerberg im vergangenen Jahr. Seit rund zehn Jahren wird hier aktiv geforscht. „Was hier passiert, ist die Zukunft“, sagt Ludvik. „Weit vor der Marktzulassung erhalten unsere Studienteilnehmer*innen innovative Behandlungen“. Davon profitiert auch Karl Graf. Bereits 2006 kam der Patient nach einem Herzinfarkt in die Diabetes-Ambulanz der Klinik Landstraße und nahm in den vergangenen Jahren an zahlreichen Studien teil. Für den mittlerweile 80-jährigen war das lebensrettend. „Wir wählen die Studien so aus, dass sie den Betroffenen den größtmöglichen Nutzen bringen“, erklärt Ludvik. Und auch über eine Markt-Zulassung und damit über die Anwendung bei vielen Betroffenen entscheiden letztlich die Ergebnisse der Studien.
Neue wirksame Medikamente
Insbesondere bei der Behandlung von Diabetes, Adipositas und Nierenerkrankungen gab es in den letzten Jahren neue hochwirksame Medikamente, die Betroffenen ein annähernd normales Leben ermöglichen. Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Dialyse sowie vorzeitiger Tod werden dadurch vermieden. Die Ergebnisse der Wiener-Studien führten zu einer Zulassung dieser Medikamente – darunter das wirksamste Diabetesmedikament (Tirzepatid) – in Österreich. Neben den durch die Pharma-Industrie finanzierten Studien, führt das KLI akademische Studien mit Förderung aus dem Fonds des Wiener Bürgermeisters durch. Aktuell forscht das Team um Ludvik an der Behandlung von Hypoglykämien (Unterzuckerungen) nach Operationen zur Gewichtsverminderung. Insgesamt wurden seit der Gründung des KLI über 40 Studien mit über 340 Patient*innen zur Erforschung neuer Medikamente durchgeführt.