Internationale Cross-Over-Transplantationen bei Nierenerkrankungen
Wechselseitige Hilfe für drei Patient*innen durch Kooperation mit Israel
Im Universitätsklinikum AKH Wien konnte erstmalig einem 31-jährigen Wiener eine Niere implantiert werden, die von einer Lebendspenderin aus Israel eingeflogen wurde. Seinem Bruder wurde wenige Stunden vorher eine Niere im AKH Wien entnommen und mit demselben Flugzeug nach Israel überstellt. In Israel waren sogar zwei Krankenhäuser und zwei Paare (ein Ehepaar und eine Mutter mit ihrem Sohn) involviert, die sich ohne die österreichische Beteiligung nicht gegenseitig hätten helfen können.
Bei Über-Kreuz-Transplantationen werden zwei oder mehrere Paare, die jeweils aus Empfänger*in und Spender*in bestehen, zeitgleich operiert und die Organe wechselseitig getauscht. Das ist dann notwendig, wenn das Organ der eigenen Angehörigen für die Transplantation immunologisch nicht kompatibel ist, die Organe von Angehörigen anderer Patient*innen aber schon. Um auf einen größeren Kreis an möglichen Spender*innen zugreifen zu können, hat das Universitätsklinikum AKH Wien entsprechende Kooperationen mit Tschechien und mit Israel vereinbart. Das so genannte Kidney-Paired-Donation-Program (Paarweises Nierenspende-Programm KPD) besteht mit Tschechien bereits seit 2016 und war damals der erste internationale Lebendspende-Austausch in Europa. Nun wurde erstmals eine Cross-Over-Transplantation mit Patient*innen aus Israel durchgeführt, mit Patient*innen aus Tschechien gab es bereits 7 Kreuz-Transplantationen.
Logistische Meisterleistung
Gefunden werden geeignete Paare für eine Cross-Over-Transplantation mithilfe von innovativen Berechnungs-Algorithmen und einer eigenen Datenbank, die regelmäßig und systematisch mit in Frage kommenden Patient*innen und ihren Angehörigen abgeglichen wird. Wenn die Berechnungen geeignete Paare ergeben, werden die Daten noch von Ärzt*innen geprüft. „Sämtliche Parameter von Spender*in und Empfänger*in müssen passend sein, um eine Cross-Over-Transplantation tatsächlich durchführen zu können“, erläutert Georg Böhmig, Initiator des Wiener KPD-Programms und Arzt an der Klinischen Abteilung für Nephrologie und Dialyse, Leiter Rainer Oberbauer, Universitätsklinik für Innere Medizin III von AKH Wien und MedUni Wien.
Bei positivem Ergebnis wird mit den anderen Spitälern Kontakt aufgenommen und die organisatorische Abwicklung geplant. Die Herausforderung ist dabei, dass die Explantationen und die Implantationen jeweils zeitgleich stattfinden müssen, da die Organe nur eine begrenzte Stundenanzahl verwendet werden können.
Der Patient Goran konnte nach 10 Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden und kommt vorerst einmal wöchentlich zur ambulanten Kontrolle. Bei seinem Bruder Zoran sind die ambulanten Kontrollen nur 2 Mal jährlich notwendig.