25 Operationen am Tag koordiniert Lydia Flieder, Leiterin der Pflege im Zentral-OP der Klinik Donaustadt. Eine große Aufgabe – und trotzdem steht sie immer noch gerne im OP. Da geht es längst nicht nur darum, die richtigen Instrumente zu reichen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag für Sie aus?
Um 6.45 Uhr haben wir ein Leitungsmeeting, um zu besprechen, was an dem Tag geplant ist und wie die Nacht war. Derzeit muss man coronabedingt flexibel sein. Pro Tag werden in meinem Bereich 20 bis 25 Menschen operiert, in den Fachrichtungen Gynäkologie, Urologie, Kinder, HNO und Augen. Die meisten OP-Pflegerinnen und Pfleger sind in allen Fächern versiert – aber gerade bei komplizierten Eingriffen ist schon auch darauf zu achten, wie man die Teams zusammenstellt.
Welche Aufgaben haben OP-Pflegerinnen und OP-Pfleger?
Manche glauben, es geht nur darum, die richtigen Instrumente zu reichen. Und es stimmt, das Instrumentieren ist eine Herausforderung. Eine gute OP-Pflege weiß zwei Schritte im Voraus, was benötigt wird. Aber es geht auch um die richtige Vorbereitung und um die Betreuung danach. Wir wahren die Intimsphäre der Patientinnen und Patienten, achten auf die richtige Lagerung und dass ihnen nicht zu kalt ist. Und was ganz wichtig ist: Wir geben den Menschen das Gefühl, dass sie nicht allein sind. Im OP tragen alle Masken, alles wirkt sehr anonym – das kann Angst machen. Wir sprechen mit den Patientinnen und Patienten, scherzen auch mal oder streicheln eine Hand.
Sie arbeiten gern im OP?
Oh ja! Leider komme ich kaum noch dazu. Der menschliche Körper hat mich schon immer fasziniert. Bei meinen ersten Eingriffen habe ich staunend jeden Schritt bewundert, mich über jeden Blick auf eine Darmschlinge gefreut. Und ich habe gelernt: Jeder Mensch hat eine andere Anatomie, da gibt es kein Patentrezept. Ich war auch an Transplantationen beteiligt. Und das Herz eines Menschen in der Hand zu halten ist ein unbeschreibliches Gefühl. Haben Sie als Kind auch so gern diese Noppenfolie gedrückt? Ganz ähnlich fühlt sich eine Lunge an. Ich habe mir ganz fest vorgenommen, wieder mehr im OP zu stehen.
Wie sieht die Ausbildung aus?
Nach der dreijährigen Pflege-Ausbildung auf der Fachhochschule mit Bachelor-Abschluss startet man bereits im OP. Dabei durchläuft man die verschiedenen Bereiche. Man lernt auch menschlich viel – über die Wünsche der Chirurginnen und Chirurgen und über die Menschen, die auf dem OP-Tisch liegen. Innerhalb von fünf Jahren muss dann eine weitere einjährige Spezialisierung absolviert werden.