Schleife Diversität

Diversitätsmonat Mai: „Es ist fast schon unmöglich, dass mir langweilig wird!“

Interview mit Zeynep Arslan, Gender- und Diversitätsbeauftragte für den Wiener Gesundheitsverbund

Zeynep Arslan

Im Wiener Gesundheitsverbund kümmern sich 30.000 Mitarbeiter*innen am Tag und in der Nacht um alle Wiener*innen – von jung bis alt, verschiedenster Herkunft, ganz unabhängig von Geschlecht, Status, Religion oder Behinderung. Und so divers wie die Wiener*innen sind auch unsere Mitarbeiter*innen selbst.

Dass sich Diversität sehr positiv auf Unternehmungen auswirkt, weiß Zeynep Arslan. Sie ist seit 2021 Gender- und Diversitätsbeauftragte für den Wiener Gesundheitsverbund.

Im Interview berichtet sie über ihren Arbeitsalltag, ihre Anliegen und warum es sich lohnt, in Diversität zu investieren.

Gender- und Diversitätsmanagement – was ist damit konkret gemeint und warum braucht es dafür ein spezielles Berufsbild?

Ein klug und strategisch eingesetztes Gender- und Diversitätsmanagement ist ein wichtiges Kriterium für die Wettbewerbsfähigkeit einer Unternehmung. Das wird vor allem in Zeiten des Personalmangels besonders deutlich: Es gilt, sich als Unternehmung nach außen klar zu positionieren. Mitarbeiter*innen brauchen Arbeitgeber*innen, die einen sicheren Raum für alle bieten können. Für uns als Unternehmung der Stadt Wien gibt es auch einen gesetzlichen Auftrag der Antidiskriminierung und Gleichbehandlung.

Was sind deine konkreten Aufgaben? Wie sieht ein typischer Arbeitstag von dir aus?

Es ist fast schon unmöglich, dass mir langweilig wird! Ich habe ganz verschiedene Arbeitsbereiche. Zentral sind aber die 5 Dimensionen von Diversität, die auch mein Arbeitsfeld strukturieren. Diese sind: Alter, Behinderung, Geschlecht, Herkunft und Weltanschauung. Anhand dieser Dimensionen entwickle ich mit den verschiedensten Kolleg*innen aus dem Wiener Gesundheitsverbund – aber auch darüber hinaus – Strategien, von denen wir wiederum Maßnahmen ableiten.

Was ist dir dabei besonders wichtig?

Mir ist der Austausch mit den Kolleg*innen der Einrichtungen des Wiener Gesundheitsverbundes besonders wichtig. Sie sind unmittelbar an der Front und bringen vielfältige Einblicke und Standpunkte mit. Gemeinsam mit ihnen gibt es seit letztem Jahr auch die „Denkfabrik für Gender, Diversität, Gesundheit“, wo wir uns über alle Berufsgruppen hinweg auf Augenhöhe austauschen und neues Wissen generieren. In den Einrichtungen gibt es „Ansprechpersonen für Gender und Diversität“. Diese Funktion üben die Kolleg*innen quasi ehrenamtlich, zusätzlich zu ihrer eigentlichen Arbeit aus. Ihnen bin ich besonders dankbar für ihr Engagement.

Aber was nutzt hier ein Gender- und Diversitätsmanagement konkret? Gibt es Forschung dazu?

Ja, in den letzten Jahren wurden einige Studien veröffentlich, die gut die Vorteile hervorheben. Um nur ein paar zentrale Beispiele zu nennen:

  • Eine gendersensible Sprache wie z.B. durch die Verwendung des Gender-Sterns wirkt nachweislich einladend für potentielle Auszubildende und Mitarbeiter*innen.
    Wenn wir Vielfalt nach außen sichtbar machen, steigert das darüber hinaus auch die Identifikation und das Wohlbefinden der bestehenden Mitarbeiter*innen.
  • Studien zeigen außerdem, dass ein gender- und diversitätsorientiertes Personalmanagement die Mitarbeiter*innen-Bindung stärkt und Krankheitstage und Fluktuationsraten sinken.
  • Diverse Teams sind laut Studien außerdem kreativer, können flexibler reagieren und verfügen über mehr Resilienz.

Auch im Wiener Gesundheitsverbund sehen wir die Erfolge schon. Zum Beispiel bei Professionell Deutsch. Die viele Arbeit, die wir dafür auf der operativen Ebene investiert haben, hat sich gelohnt: Mitarbeiter*innen und Führungskräfte schildern uns, dass sich dadurch die Kommunikations- und Arbeitsabläufe verbessert haben – das stärkt wiederum das Miteinander.

Mehr erfahren: Gender und Diversität im Wiener Gesundheitsverbund