Diana Bonderman

Das steife Herz: „Alle haben sich eher lustig gemacht“

„Nehmen Sie ein paar Kilo ab, dann geht es Ihnen besser“ – Eine Empfehlung, die Frauen über 70 häufig bekommen, wenn Sie sich mit Herz-Beschwerden an Ärzt*innen wenden. Oft steckt aber mehr dahinter.

Viele Frauen leiden eigentlich an einer Form der Herzinsuffizienz. Das so genannte „steife Herz“ ist das Spezialgebiet von Prim.a Diana Bonderman. Lange Zeit betrachtete man es als seltenes Phänomen. Auch vor 10 Jahren, als Bonderman damit begann, ein spezielles Register zu führen: „Wir untersuchten Patient*innen mit Lungenhochdruck. Wir konnten jedoch nur einen Teil von ihnen therapieren. Genau diese Fälle habe ich gesammelt“, berichtet die Leiterin der Kardiologie der Klinik Favoriten.

Erst seit kurzem gibt es ein Medikament

Durch intensive Untersuchungen macht sie eine Entdeckung: Vielen von ihnen leiden unter einer besonderen Form der Herzschwäche: „Die Betroffenen sind zumeist Frauen über 70, haben Übergewicht und oft mehrere chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und COPD“, erklärt Bonderman. „Anders als bei der klassischen Herzschwäche, bei der die linke Herzhälfte schwächer pumpt, ist die Pump-Funktion beim steifen Herzen erhalten. Jedoch kann sich das Herz nicht mit Blut füllen.“ Das nennt man „steifes Herz“ oder auch diastolische Herzinsuffizienz. Diese hat eine weitere Besonderheit: Im Gegensatz zur klassischen Herzschwäche gab es bis vor kurzem kein Medikament. „Nach 10 Jahren intensiver Forschungsarbeit haben wir seit dem Sommer eine erste positive Studie. Durch den Einsatz von SGLT2-Inhibitoren können wir Krankenhaus-Aufenthalte vermeiden. Eine Sensation!“, so Bonderman.

Dadurch ändert sich auch Grundlegendes in der Medizinischen Community:  „Für das Register hat sich damals niemand richtig interessiert. Alle haben sich eher lustig gemacht. Lange Zeit wurde die Erkrankung nicht als solche wahrgenommen“, so Bonderman.

Frauen forschen oft in Nischen

Ein typisches Phänomen, wie sie weiß: „Wenn es um Forschung und klinische Schwerpunkte geht, können Frauen häufig noch immer nicht im Mainstream forschen. Das meiste ist von Männern besetzt. Sie suchen sich also eher Nischen.“

Eine solche Nische ist das „steife Herz“ nun nicht mehr. Es wird angenommen, dass mindestens genauso viele an dieser Form der Herzschwäche leiden, wie an der klassischen Variante. Bonderman ist aufgrund ihrer umfassenden Forschung gefragter denn je. Doch Forschungsbedarf herrscht nach wie vor. Denn eine Therapie, die neben den Krankenhaus-Aufenthalten auch die Sterblichkeit verringert, gibt es noch nicht.

Bonderman wünscht sich aber auch aus einem anderen Grund ein wachsendes Bewusstsein unter Mediziner*innen: „Selbst wenn es noch nichts gibt, um die Patient*innen zu therapieren: Die meisten sind schon froh, wenn wir sie ernst nehmen und sie nicht als zu dick und zu alt abtun. Die meisten von ihnen suchen über die Jahre erfolglos Ärzt*innen auf, bis die Erkrankung erst erkannt wird. Die Erleichterung ist dann sehr groß.“