Mit Herz und Expertise: Im Gespräch mit einer Breast Care Nurse
Brustkrebs ist weltweit die am häufigsten diagnostizierte onkologische Erkrankung bei Frauen. In den Kliniken des Wiener Gesundheitsverbundes wurden 2023 5.600 Patient*innen mit Brustkrebs behandelt.
Die Diagnose Brustkrebs ist zunächst einmal ein Schock. Um Betroffene in dieser schwierigen Situation zu unterstützen, begleiten speziell ausgebildete Breast Care Nurses Patient*innen während des gesamten Behandlungsverlaufes. Olga Scheidl, Breast Care Nurse in der Klinik Favoriten, gibt uns im folgenden Interview einen Einblick in diesen Beruf.
Was sind die Aufgaben einer Breast Care Nurse, was ist das Besondere daran?
Als Breast Care Nurse bin ich die konstante Ansprechperson für Patient*innen und deren Angehörige, aber auch im multidisziplinären Behandlungsteam. Meine Aufgaben sind sehr vielfältig. Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Ich bekomme oft positives Feedback von Patient*innen, die meine Arbeit sehr schätzen. Das freut mich besonders.
Braucht man als Breast Care Nurse eine spezielle Ausbildung?
Breast Care Nurses sind diplomierte Pflegefachkräfte mit einer fachspezifischen Zusatzausbildung für Brusterkrankungen. In Österreich wird die berufsbegleitende einjährige Weiterbildung derzeit im Ausbildungszentrum West in Innsbruck angeboten.
Welche Eigenschaften braucht eine Breast Care Nurse?
Ein hohes Maß an Geduld, Einfühlungsvermögen & Empathie für betroffene Patient*innen. Gleichzeitig ist es wichtig sich abzugrenzen, da die Krankengeschichten psychisch sehr belastend sein können. Darüber hinaus ist Kommunikation auf Augenhöhe im interdisziplinären Teamwork von Bedeutung.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Nach dem Lesen der Befunde stehe ich den frisch operierten Patient*innen auf den Stationen für Fragen zur Verfügung. Im Anschluss bin ich im Brustgesundheitszentrum bei Diagnosevermittlungen dabei, wechsle Verbände, assistiere bei kleinen Eingriffen und führe Beratungsgespräche durch. Zusammenfassend ist mein Arbeitstag geprägt von einem abwechslungsreichen Mix aus Patient*innenbetreuung, interdisziplinärer Teamarbeit, Bildungs- und Beratungsaktivitäten sowie administrativen Aufgaben.
Sie begleiten Frauen mit Brustkrebs durch alle Phasen der Erkrankung. Wie helfen Sie ihnen?
Ich versuche mit praktischen Tipps die Gesundheitskompetenz der Betroffenen zu stärken. Dazu gehören die Körperbild-Arbeit, die Handhabung von Brustprothetik, das Nebenwirkungs-Management bei Antihormon-Therapie, die Sexualität, die Wund- und Narbenpflege, Bewegung und Sport sowie Ernährung und Rehabilitation. Um Patient*innen bestmöglich unterstützen zu können arbeite ich eng mit den Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen wie der Cancer Nurse, der Wundmanagerin, den Psychoonkolog*innen und Physiotherapeut*innen zusammen.
Wie kann Frau* Brustkrebs vorbeugen?
Auch Frauen, die gesund leben und beeinflussbare Risikofaktoren meiden, können an Brustkrebs erkranken. Deshalb regelmäßige Selbstuntersuchung und das Mammographie-Screening wahrnehmen.
[*] In seltenen Fällen (rund ein Prozent) kommt Brustkrebs auch bei Männern vor.